Ein Symbol für gemeinschaftliches Handeln
Pfarrvikar Thomas Geuppert segnete die Glasma
Rechtenbach (yvv)   Es war ein ganz besonderer Tag für Rechtenbach. Die Glasmacherkirche im Friedhof wurde am Sonntagvormittag nach jahrelanger Innenrenovierung von Pfarrvikar Thomas Geuppert gesegnet und damit wieder an die Gemeinde übergeben. Dies war nur möglich, weil sich vor fünf Jahren eine Gruppe Helfer zusammengefunden hatte, die unermüdlich und mit großem Aktionismus das Projekt vorantrieb und die Glasmacherkirche nun in ein wahres Schmuckstück verwandelt hat.
„Es ist ein froher Tag für uns heute, das ganze Dorf hat sich rausgeputzt“, sagte Geuppert in seiner Ansprache im Gottesdienst in der Pfarrkirche Maria Heimsuchung. Dieser wurde musikalisch von Rudi Ebel (Orgel) und Karlheinz Fuchs (Trompete) umrahmt. „Rechtenbach bekommt ein Gotteshaus zurück, die erste Kirche der Pfarrgemeinde steht wieder in neuem Glanz da.“ Geuppert betonte jedoch auch: „Was wäre ein Gotteshaus wenn es nicht von Leben, von den Menschen erfüllt wird? Wir sind die lebendige Kirche.“ Der Pfarrvikar, der gemeinsam mit Manfred Durchholz den Gottesdienst zelebrierte, segnete das Wasser mit dem wenig später wiederum die Glasmacherkirche gesegnet werden sollte. In einer großen Kirchenparade zogen zahlreiche Ehrengäste, Kirchenbesucher und Fahnenabordnungen unter den Klängen der Rechtenbacher Musikanten zur Glasmacherkirche Dort konnten die zahlreichen Gäste bestaunen, was die rührige Schar Rechtenbacher in den letzten fünf Jahren geleistet hat: eine Rumpelkammer ist zu einem echten Schmuckstück geworden. Im Auftrag von Bischof Friedhelm Hofmann segnete Pfarrvikar Geuppert die Glasmacherkirche mit Weihwasser und Weihrauch. Auch verlas er einen Brief von Hofmann, in dem der Bischof den freiwilligen Helfern seinen Dank ausspricht. Bischof Hofmann wünschte eine rege Nutzung der Kirche als Raum für Andacht und Gebet. Hofmann bat allerdings auch um Verständnis, dass in der Glasmacherkirche keine sakramentalen Gottesdienste wie etwa die Eucharistiefeier stattfinden können. Denn hierfür sei die Pfarrkirche Maria Heimsuchung mit ihrem geweihten Altar der Ort an dem sich die Gemeinde zum Gedenken an Jesu Tod und Auferstehen versammelt. „Als Hermann Schattmann vor fünf Jahren mit dem Ziel angetreten war den total verwahrlosten Innenraum der Glasmacherkirche wiederherstellen zu wollen, waren die Erfolgsaussichten nicht gerade rosig“, blickte Bürgermeister Andreas Frech zurück. Der damalige Gemeinderat habe die Übernahme der Kosten verwehrt, stattdessen standen den Helfern als Startgeld gut 4000 Euro Guthaben des alten Fördervereins zur Verfügung. In 1000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden und mit zahlreichen Spenden sei die ehemalige Rumpelkammer in eine „wunderschöne kleine Kirche“ verwandelt worden“, so Frech. Der Bürgermeister hob hier besonders das ehrenamtliche Engagement hervor. Die Helfer hätten viel geleistet obwohl sie daran nichts verdient hätten. „Aber die Anerkennung, uneingeschränkte Wertschätzung und der besondere Dank von uns allen ist euch sicher“, sprach er unter Applaus der Anwesenden die Helfer an, die „bürgerschaftliches Engagement vorbildlich vorgelebt“ hätten.
„Sie können stolz sein auf das, was hier geleistet wurde“, lobte auch Landtagsabgeordneter Günter Felbinger. Es könne wundersames passieren wenn Menschen füreinander Zeit haben, griff er Geupperts Predigt auf. „Hier wurde gezeigt, dass der Glaube gelebt wird.“ Bürgerschaftliches Engagement sei gar nicht hoch genug zu bewerten. Rechtenbach sei ein Beispiel dafür, dass die soziale Einheit sehr gut funktioniere. Manfred Heuer überbrachte die Grüße von Sparkassen-Gebietsdirektor Herbert Schuhmann und wünschte sich, dass die Glasmacherkirche nicht nur ein Ort zur Begegnung und ein Ort des Glaubens bleibt sondern auch als zukunftsgerichtetes Symbol für gemeinschaftliches Handeln gelte. Landrat Thomas Schiebel sagte dass mit der Glasmacherkirche  nicht nur ein Symbol für die Vergangenheit, ein Symbol für die Geschichte Rechtenbachs, wieder zum Leben erweckt wurde. Dies sei auch ein Symbol dafür, dass durch Gemeinschaft Zukunft gestaltet werden kann. Dies griff auch Landtagsabgeordneter Eberhard Sinner auf, der in der Glasmacherkirche etwas sah womit sich die Rechtenbacher mit der Vergangenheit identifizieren, sich daran erinnern. Er lobte ebenso wie seine Vorredner den „Geist der gelebten Selbstverantwortung“. Dies sei etwas sehr kostbares, etwas das hier auch an die nachwachsende Generation weitergegeben wurde.

Die Glasmacherkirche
Die Rechtenbacher Glasmacherkirche wurde 1721/22 im Friedhof erbaut und mit dem Titel „Mariä unbefleckte Empfängnis“ geweiht. Den Namen Glasmacherkirche erhielt sie, weil der Ort Rechtenbach 1688 durch die Eröffnung einer Glashütte entstand. 1806 wurde die Kirche auf die heutigen Maße vergrößert. Die erste Restaurierung war 1900 fällig, 1901 erhielt sie einen Seitenaltar. Ab August 1914 blieb die Kirche lange Zeit ungenutzt. Die Gottesdienste wurden von nun an in der neuen, deutlich größeren Pfarrkirche „Maria Heimsuchung“ an der Hauptstraße gefeiert. In den 50er Jahren erfuhr die Glasmacherkirche nach dem Einbau einer Zwischendecke vorübergehend eine Nutzung als eine Art Pfarrheim, es wurde Theater und Musik in ihr gespielt. 1978 wurde sie mitsamt Friedhof von der Kirchenstiftung an die politische Gemeinde übergeben. Diese steckte im Jahr 1988 zur 300-Jahr-Feier des Ortes rund 60.000 Euro in die Restaurierung der Außenfassade. Für die Innenrenovierung fehlte jedoch das Geld. Ein Förderverein, der sich in den 1980er Jahren mit dem Ziel gegründet hatte, die Kirche herzurichten, löste sich später auf. Die denkmalgeschützte Kirche fristete ein tristes Dasein als Abstellraum. Bis 2004, als der mittlerweile verstorbene Karl Schmitt die Idee hatte, die Renovierung des Innenraums in Angriff zu nehmen. Unter Leitung von Hermann Schattmann fand sich schließlich eine rührige Gruppe, die die Renovierung unermüdlich vorantrieb. Nach den wichtigsten Innenarbeiten hielten im April 2005 die Kirchenbänke Einzug, im Oktober 2007 erhielt das Gotteshaus wieder eine Glocke, Ende September 2008 einen Altar und einen Ambo. Mit der feierlichen Segnung am Sonntag, 26. Juli, wurde die Kirche nun auch wieder an die Gemeinde übergeben.     Yvv
 


 

FOTO YVONNE VOGELTANZ

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