Bilder vom 105.
Geburtstag von Schwester Rotrude |
Ein
sonniges Gemüt und Gottvertrauen
Schwester Rotrude feierte am Wochenende ihren 105. Geburtstag
Rechtenbach
(yvv) Ein sonniges Gemüt
und Gottvertrauen: das ist Schwester Rotrudes Rezept für ihr hohes
Lebensalter. Am Samstag, 1. April, feierte sie als älteste Bürgerin im
Landkreis Main-Spessart ihren 105. Geburtstag. Bereits am Freitag bekam
sie Besuch von Weihbischof Helmut Bauer. Der löste somit ein Versprechen
ein, welches er Schwester Rotrude an deren 100. Geburtstag gegeben hatte.
Denn damals versprach er, dass er zum 105. Geburtstag wieder nach
Rechtenbach kommen wird. Wie er im Gottesdienst am Freitagabend
verdeutlichte, sah er seine Anwesenheit aber nicht als „Einlösung eines
Versprechens“ an, sondern als Dank an Schwester Rotrude, dass sie ihr
Leben voll und ganz Gott gewidmet hat. Und er legte mit einem neuen
Versprechen nach: „Zum 108. Geburtstag komme ich wieder.
“ Viele Menschen waren auch am Sonntag in den Gottesdienst gekommen um
gemeinsam mit Schwester Rotrude zu feiern. Wie Pfarrer Thomas Eschenbacher
in seiner Predigt deutlich machte, musste die Jubilarin ihren Wunsch
sterben lassen, nicht nach Rechtenbach zu kommen. Denn wie sie immer
betont, wollte sie nie in die Spessartgemeinde kommen. „Doch Schwester
Rotrude hat ihren eigenen Wunsch nach hinten gestellt und so ist sie zu
einem Geschenk für uns geworden. Und hätte sie damals ihren Wunsch
durchgesetzt dann wäre sie bestimmt nicht 105 geworden. Denn das wird man
nur hier“, so Eschenbacher.
Der Geistliche hob außerdem hervor, dass die Ordensschwester nie ein großes
Aufheben um ihre Person macht, stets bescheiden ist und sich selbst gering
achtet. „Und genau das macht einen Menschen so sympathisch und wertvoll.
Nicht wenn man sich im Glanz der Öffentlichkeit sonnt, sondern wenn man
in Bescheidenheit lebt.“ Es mache Spaß mit einem Menschen wie Schwester
Rotrude zusammen zu sein, der ein ganz klares Lebenskonzept hat, bei dem
Gott an erster Stelle steht. „Und genau das macht sie so groß. Sie wird
durch Gott groß gemacht“, so Eschenbacher.
„Hat nicht jede Altersstufe ihren Reiz, hat nicht jede
Lebensphase etwas zu bieten? Ist nicht jedes Lebensjahr ein Geschenk
Gottes und eine Chance?“, fragte Rechtenbachs Bürgermeister Helmut
Geist, der gegen Ende des Gottesdienstes die Glückwünsche der Gemeinde
und der Ortsvereine überbrachte. Es sei nicht vielen vergönnt, einen
solchen Ehrentag sozusagen „in alter Frische“ zu erleben. Geist
blickte auf das Leben der Jubilarin zurück. Vom kargen Leben in der
Heimat am Vogelsberg bis zum Eintritt ins Kloster, ihr Leben in den
Kriegs- und Nachkriegsjahren bis zur Versetzung nach Rechtenbach. „In
Ihrer Berufung als Ordensschwester haben Sie viel erreicht und allseits
große Anerkennung gefunden. Viele werden sich fragen wie Sie ein solches
Lebensalter erreicht haben. Ich glaube, dass Ihr Gottvertrauen viel dazu
beigetragen hat.“ Geist überbrachte außerdem die Glückwünsche vom
Bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber.
Zu Ehren von Schwester Rotrude ging es anschließend per Kirchenparade,
welche von den Rechtenbacher Musikanten musikalisch begleitet wurde, zur
Turnhalle, wo Schwester Rotrude beim Stehempfang viele Hände zu schütteln
hatte. Die Sängerrunde, welche bereits den Gottesdienst musikalisch
umrahmt hatte, gratulierte mit einem Ständchen und roten Rosen. In der
Turnhalle wurde die Jubilarin bereits von Landrat Armin Grein erwartet,
der die älteste Bürgerin im Landkreis herzlichst beglückwünschte.
„Es gibt nur neun Personen im Landkreis, die über 100 Jahre sind.
Soweit ich weiß müssten Sie sogar die älteste Ordensschwester in
Unterfranken sein, vielleicht sogar in ganz Bayern.“ Es gebe jedoch nur
wenige „über 100-Jährige“, die sich einer solch guten Gesundheit
erfreuen und auch noch geistig sehr rege sind. „Das ist eine Gabe
Gottes“, so der Landrat. „Sie bringen es heute noch fertig, Ihre
Mitschwestern, die jünger sind als Sie, auf Vordermann zu bringen“,
sorgte Grein für Lacher. Er wünschte der Jubilarin, dass sie auch
weiterhin körperlich fit, geistig rege und seelisch ausgeglichen ist,
„damit wir in Kürze sagen können, sie ist nicht nur die älteste
Bewohnerin im Landkreis sondern auch die älteste in Bayern.“
Generaloberin Meridiana dankte im Namen der Gemeinschaft der Oberzeller
Schwestern für den „wunderschönen Glückwunsch, den Schwester Rotrude
erfahren durfte.“ Und sie verkündete, dass Schwester Rotrude ihren 105.
Geburtstag in Kürze noch mit einem anderen Jubiläum krönen kann: am 6.
Mai feiert sie ihren 75. Professtag in Oberzell.
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